Uno momento, prego – Oder wie in drei kleinen Wörtern die wichtigsten Regeln der italienischen Sprache versteckt sind! In diesem Artikel lernen Sie nicht nur die unbestimmten Artikel, sondern auch die Feinheit im unterschiedlichen Gebrauch von PER FAVORE und PREGO!
Italienisch ist eigentlich gar nicht schwer, wenn denn die Italiener auch nur ansatzweise so sprechen würden, wie wir es ihnen vorsagen: uno momento, picobello, alles paletti. Vermeintlich italienische Wörter, die in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen sind. Aber bitte, bitte nicht länger in Ihren – denn diese Wörter sind leider nicht Italienisch! Wie es richtig ist, das erfahren Sie in diesem Blog.
Starten wir mit dem schönen Wort: picobello. Klingt phantastisch, die Wortmelodie ist ganz italienisch, die Wörter als solche auch – doch: es ist KEIN italienisches Wort! Um auf Italienisch zu sagen, dass etwas total sauber oder einfach super ist, verwende ich z.B. pulitissimo oder perfetto.
Für alles paletti gibt es im Italienschen den schönen Ausdruck ‚tutt’apposto‘. Den hört man ständig, z.B. auf die Frage: come stai? (wie geht’s?), ist eine wunderbare Antwort: ‚tutt’apposto‘. Oder ‚com’è andato il viaggio?‘(wie war die Fahrt)? – tutt’apposto (ohne Probleme). Alles paletti bedeutet wörtlich übersetzt: alles Holzpflöcke – und das wollen Sie bestimmt nicht sagen, oder?
Sie haben noch nicht genug von der italienischen Sprache?
Kommen wir nun zum ebenfalls sehr beliebten Ausdruck: uno momento, prego. Dahinter verbergen sich gleich zwei harte Brocken. Hart in dem Sinne, dass sie sich im deutschen Sprachgebrauch eingenistet haben und nur ganz schwer auszutreiben sind. Aber der Reihe nach:
Uno moment oder un momento?
Uno momento heißt richtig UN momento und somit sind wir schon mittendrin in der italienischen Grammatik und zwar bei den unbestimmten italienischen Artikeln (ein, eine, einer).
Der männliche Artikel
Wie man ein Eis ordert, weiß jeder: UN gelato, per favore. Gelato ist ein männliches Substantiv (diese enden in der Regel auf O). Das Wort momento ist ebenfalls ein männliches Substantiv (Endung auf O!). Und der unbestimmte Artikel für die allermeisten männlichen Substantive ist UN – Also ganz einfach: UN gelato, UN momento, UN panino (eine Semmel), UN tramezzino (ein weiches, nicht getoastetes Sandwich mit unterschiedlicher Auflage: z.B. Thunfisch, Schinken, Gamberetti), UN piatto di spaghetti (ein Teller Spaghetti), UN chilo di pomodori maturi (ein Kilo reife Tomaten). Das war doch ziemlich einfach! Nochmals zusammenfassend: die Endung O sagt mir, dass ein Substantiv männlich ist und der Artikel dafür ist in der Regel UN.
Der weibliche Artikel
Der weibliche Artikel ist auch ganz einfach und total logisch (Sie werden sehen – insgesamt noch einfacher als die männlichen Artikel, davon gibt es nämlich einen weiteren, siehe unten!): UNA pizza, per favore (eine Pizza, bitte), UNA casa piccola (ein kleines Haus), UNA strada larga (eine breite Straße), UNA chiesa antica (eine alte Kirche). Die Substantive: pizza, casa, strada, chiesa enden auf A, der Artikel davor endet ebenfalls auf –a, also lautet der unbestimmte Artikel für (fast alle) weiblichen Substantive: UNA. Eine kleine Ausnahme bilden die weiblichen Substantive, die mit einem Vokal (also einem Selbstlaut) beginnen – aber das ist eigentlich eher lautmalerisch bedingt. Wenn ich z.B. sagen möchte: ‚incontro una amica‘ (ich treffe eine Freundin), klingt das zweimalige A einfach nicht gut. Daher schreibt und sagt man im Italienischen incontro un’amica. Das Gleiche gilt für ‚per me una aranciata‘ (für mich ein Orangensaft), richtig also: per me un‘aranciata oder ‚ho una idea‘ (ich habe eine Idee) – Sie wissen es sicher schon: ho un’idea! Das klingt richtig fließend und wunderbar!
Der zweite männliche Artikel
Was war das nun mit dem zweiten männlichen Artikel? Den kennen Sie eigentlich schon! Denn wenn Sie bis dato immer ‚UNO momento‘ gesagt haben, haben Sie unbewusst diesen Artikel verwendet! Nur leider an der falschen Stelle! Also: der zweite unbestimmte Artikel lautet UNO, doch sein Gebrauch ist nur bei einigen, genau definierten Substantiven zulässig. Bei welchen? Da gibt es eine einfache Regel: bei allen männlichen Substantiven, die mit s+Konsonant (Mitlaut), bei fast allen männlichen Substantiven, die mit p+Konsonant oder g+Konsonant beginnen (leider macht es uns da die italienische Grammatik nicht ganz leicht: so sage ich zum Beispiel: un professore, aber uno pseudonimo) oder den typisch italienischen Buchstaben x, y, z beginnen. Beispiele gefällig? Per me uno strudel, per favore (für mich ein Strudel, bitte), cerco uno psicologo (ich suche einen Psychologen), ho solo uno zio (ich habe nur einen Onkel), a Monaco c’è uno zoo grande (in München gibt es einen großen Zoo), compro uno xilofono per mia figlia (ich kaufe ein Xylofon für meine Tochter).
Tutt’apposto?
Wie in jeder Sprache gibt es natürlich auch im Italienischen ein paar Ausnahmen, aber die sind – im Gegensatz zum Deutschen (oder können Sie sich erklären, weshalb ich die Fotografie, aber das Foto oder das Mädchen, aber der Junge sage?) – regelhaft und daher, einmal gelernt, total einfach nach zu vollziehen:
Keine Regel ohne Ausnahme
Kommen wir zu den wenigen Ausnahmen: UN bicchiere di vino rosso (ein Glas Rotwein), UN francese simpatico (ein sympathischer Franzose), UN vigile gentile (ein netter Polizist), UN finale sorprendente (ein überraschendes Ende): Hoppla, ich verwende UN obwohl die Endung des Substantivs nicht O lautet? Ja, es gibt ein paar Substantive, die auf –e enden und maskulin oder feminin sein können! UNA chiave (ein Schlüssel), UNA francese simpatica (eine nette Französin), UNA rete (ein Netz). Da es hierfür keine logische Begründung gibt, sollten Sie diese Substantive immer gleich mit dem unbestimmten bzw. bestimmten Artikel lernen.
Und dann gibt es noch ein paar Berufsbezeichnungen, die auf –a enden und trotzdem maskulin sein können, z.B. UN giornalista, UN farmacista, UN barista. Hier bricht sich der italienische Machismus Bahn: die Wörter kommen aus dem Griechischen und ursprünglich waren natürlich ausschließlich Männer als Journalisten, Pharmazeuten oder Barmänner tätig. Heutzutage verwende ich auch die feminine Form, also UNA giornalista, UNA farmacista und UNA barista. Aber das können Sie sich sicher denken!
Prego oder per favore?
Und nun das dritte kleine Wort, das ganz viel Inhalt mit sich schleppt und für den deutschen Anwender verwirrend sein kann: PREGO! Und PER FAVORE gibt es auch noch! (und PER PIACERE und PER CORTESIA).
Wann, bitte, sage ich was?
Das ist ganz einfach: Wenn ich jemanden um etwas bitte, ihm eine Frage stelle und um Antwort ersuche, dann füge ich per favore bei, z.B.
Dov’è il Colosseo, per favore?
Wo bitte ist das Kolosseum?
mi passi il sale, per favore?
gibst du mir bitte das Salz?
Und auf genau diese Frage antworte ich mit: prego! Das beinhaltet dann: hier ist es, nimm es.
Und prego verwende ich auch, wenn der andere sich bei mir bedankt, z.B. Grazie per il consiglio (vielen Dank für den Tipp), da antworte ich dann auch: prego (im Sinne von: gern geschehen).
Und nun kennen Sie nicht nur die unbestimmten Artikel, sondern auch die Feinheit im unterschiedlichen Gebrauch von PER FAVORE und PREGO!
Als ich damals Italienisch lernte vermisste ich die Anwendbarkeit der Grammatik im italienischen Alltagsleben. Daher meine Tipps zum einfacheren – sinnvolleren – Lernen:
1. Die unbestimmten Artikel im Alltag sichtbar machen
- Post-its auf die Gegenstände im Zimmer kleben: una lampada, un tavolo
- die Begriffe immer wieder laut vorlesen
- mit Verben kombinieren: vedo una lampada, compro un quadro
- je nach Sprachniveau mit anderen Tempi kombinieren: ieri ho comprato un nuovo divano
2. Die Grammatik in alltagstauglichen Sätzen lernen: Vorrei ordinare un cappuccino al bar.
- In diesem simplen Satz sind vier grammatikalische Aspekte beinhaltet:
vorrei ist Konditional und ich verwende diese Form immer, wenn ich höflich sein möchte - nach einem Modalverb (vorrei – volere) folgt der Infinitiv (Grundform des Verbs)
- cappuccino ist maskulin, also sage ich un
- al bar setzt sich aus a + il zusammen und öffnet das weite Feld der Präpositionen (aber dazu mehr in einem anderem Blogartikel)
3. Die Vokabeln immer in Sätze packen: libro, felice, comprare, casa, per favore
- statt stur auswendig zu lernen, sich jeweils einen Satz dazu überlegen!
- sich jeden Tag 5 – 10 Vokabeln vornehmen und diese dann vielleicht sogar zu einer Geschichte formulieren?
- sich diese Geschichte laut vorsagen
- Beispiel: Vorrei comprare un libro, per favore! Dopo vado a casa e leggo il libro. Sono molto felice quando leggo un libro!
4. Lernen zum Teil des Alltags machen: jeden Tag 15 Minuten ist besser als einmal 90 Minuten alle 2 Wochen
- gönnen Sie sich Ihre italienische Auszeit (il tempo di un cappuccino)
- lesen Sie, hören Sie, schauen Sie, sprechen Sie – es gibt so viele Möglichkeiten!
Haben Sie weitere Tipps? Ich freue mich sehr auf Ihren Kommentar!
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